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13.02.2024

Aktionswochen „Demokratie leben und lernen in Baunatal“
Aktionswochen „Demokratie leben und lernen in Baunatal“

Aktionswochen „Demokratie leben und lernen in Baunatal“

Vielfältige Veranstaltungen in den Einrichtungen und Institutionen

Bei der letzten Station entscheiden die Besucher, in welchen Be- reichen sie sich vorstellen könnten, sich zu engagieren. Dazu legen sie je nach ihrer jeweiligen Priorität bunte Murmeln in Gläser. Hoch im Kurs bei den Schülern stand dabei z.B. das Engagement im Beteiligungsformat Junges Forum. 
Bei der letzten Station entscheiden die Besucher, in welchen Be- reichen sie sich vorstellen könnten, sich zu engagieren. Dazu legen sie je nach ihrer jeweiligen Priorität bunte Murmeln in Gläser. Hoch im Kurs bei den Schülern stand dabei z.B. das Engagement im Beteiligungsformat Junges Forum.

Courage, Toleranz und Werte; Entscheidungsfindung, Meinungsbildung und Engagement - wer in diesen Tagen das Rathaus betritt, ist mitten im „Demokratie-Labor“. Die Mitmach-Ausstellung im Foyer ist so etwas wie das Herzstück der beiden Aktionswochen, die unter der Überschrift „Demokratie leben und lernen in Baunatal“ stehen. Gemeinsam mit weiteren Akteuren der Bildungslandschaft bringen die AG Demokratiebildung des Bildungsforums Baunatal und die Kommunale Bildungsplanung der Stadt vor allem Kindern und Jugendlichen demokratisches Zusammenleben und dessen Gestaltung näher. So steht das Thema Demokratieverständnis im Rahmen der Aktionswochen noch bis zum Donnerstag 15. Februar in zahlreichen Projekten und Angeboten vieler schulischer und außerschulischer Einrichtungen der engagierten Bildungslandschaft im Mittelpunkt. Mit dabei sind neben den Baunataler Schulen sowie einigen Kitas auch das Jugendzentrum, das Stadtteilzentrum und die Stadtbücherei; ebenso der Theaterworkshop der Frauenbeauftragten sowie das Janusz-Korczak-Haus und die Schulkindbetreuung Altenbauna.

Am „Pizza-Brett“ geht es bei den einzelnen Pizza-Stücken um Werte und deren Priorisierung. Lukas, Mark und Emrullah-Can aus der 7b der THS präsentierten ihr Ergebnis. 
Am „Pizza-Brett“ geht es bei den einzelnen Pizza-Stücken um Werte und deren Priorisierung. Lukas, Mark und Emrullah-Can aus der 7b der THS präsentierten ihr Ergebnis.

„Im ,Demokratie-Labor‘ im Rathausfoyer wollen wir ein Grundverständnis von Demokratie vermitteln“, erläutert Bettina Pauli von der Kommunalen Bildungsplanung das Anliegen der interaktiven Ausstellung. Es werde diskutiert, abgewogen, informiert und Meinungsbildung zu demokratischen Werten betrieben. „Ziel ist eine spielerische Annäherung an alltagsbezogene Situationen, die eine Auseinandersetzung mit demokratischen Grundwerten mit sich bringen. Gemeinsame Handlungs-Strategien und die eigene Haltung und Reflexion können hier niedrigschwellig erprobt werden“, erläutert sie. Dazu hat Bettina Pauli gemeinsam mit weiteren Mitarbeitenden während der zurückliegenden Tage Schulklassen durch die Ausstellung begleitet. „Wir freuen uns, dass das Interesse bei den Kindern und Jugendlichen an diesem wichtigen Thema groß ist“, stellt sie fest.

Schülerinnen und Schüler an der Station „Stapelspiel“. 
Schülerinnen und Schüler an der Station „Stapelspiel“.

An sieben Stationen, an denen die Schüler selbst aktiv werden, wird der hohe Stellenwert des Begriffs Demokratie pädagogisch begreifbar und erlebbar gemacht. Die Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche der Jahrgänge fünf bis zehn, aber auch Erwachsene, die sich in begleiteten Rundgängen den Themen annähern und die eigene Haltung dazu reflektieren können. Unterstützt wird die Ausstellung durch den Verein „Offen für Vielfalt - Geschlossen gegen Ausgrenzung“.

„Update Klassenrat“

Neben den Aktionen in den einzelnen Einrichtungen fand Mitte vergangener Woche zudem die Fortbildung „Update Klassenrat“ statt. „Der Klassenrat ist ein zentrales Beteiligungsinstrument im schulischen Alltag. Die zehn teilnehmenden Lehrer und Lehrerinnen sowie die Schulsozialarbeiterinnen von Grund- und Gesamtschule, ebenso die UBUS-Kräfte und natürlich als Referentin Dr. Birte Friedrichs, die beim Hessischen Kultusministerium im Projekt Gewaltprävention und Demokratielernen – GuD arbeitet, haben mit ihren praktischen Erfahrungen und großem Engagement sehr zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen“, berichtet Bettina Pauli.

Auftaktveranstaltung im Foyer

Erster Stadtrat Daniel Jung, Bettina Pauli (Kommunale Bildungsplanung Stadt Baunatal), Christopher Vogel vom Mobilen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus, Doreen Materne (Kommunale Bildungsplanung) und Fachbereichsleiterin Kerstin Müller-Leibold bei der Auftaktveranstaltung am Dienstagabend. Sie bildeten gemeinsam an der Station Stapelspiel den Begriff, um den sich in dieser Woche alles dreht:  „Demokratien“. 
Erster Stadtrat Daniel Jung, Bettina Pauli (Kommunale Bildungsplanung Stadt Baunatal), Christopher Vogel vom Mobilen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus, Doreen Materne (Kommunale Bildungsplanung) und Fachbereichsleiterin Kerstin Müller-Leibold bei der Auftaktveranstaltung am Dienstagabend. Sie bildeten gemeinsam an der Station Stapelspiel den Begriff, um den sich in dieser Woche alles dreht: „Demokratien“.

„Die Aktionswochen unter der Überschrift ,Demokratie leben und lernen in Baunatal‘ passen in den gesellschaftlichen Diskurs, sie gehören in diese Zeit“, stellte Erster Stadtrat Daniel Jung am Beginn der offiziellen Auftaktveranstaltung Anfang letzter Woche mit Blick auf die derzeitige aktuelle Situation im Land fest. Er bezeichnete es als einen „Moment des Aufatmens“, dass überall Menschen auf die Straßen gehen, um für die Werte der Demokratie und gegen Ausgrenzung und Rassismus Flagge zu zeigen. „Das zeigt, was wir als starke Gemeinschaft zu leisten im Stande sind“, sagte er. Das gelte auch für die Stadt Baunatal. „In beispielloser Gemeinschaftsleistung haben wir die hinter uns liegenden Krisenjahre mit Coronapandemie und Energiekrise bewältigt. Darauf kann man stolz sein“, betonte er. Auch das Jahr 2024 stelle die Menschen weltweit vor viele Herausforderungen. „Lassen Sie nicht zu, dass 2024 ein Jahr der Spalter wird, sondern lassen Sie uns Wut und Hetze, Hass und Verunglimpfungen mit Mut, Courage und Gemeinsinn entgegentreten“, appellierte Daniel Jung.

Besucherinnen und Besucher der Auftaktveranstaltung im Rathausfoyer, darunter Vertreterinnen und Vertreter der teilnehmenden Einrichtungen sowie Magistratsmitglieder und Stadtverordnete. 
Besucherinnen und Besucher der Auftaktveranstaltung im Rathausfoyer, darunter Vertreterinnen und Vertreter der teilnehmenden Einrichtungen sowie Magistratsmitglieder und Stadtverordnete.

Vor diesem Hintergrund sei es umso wichtiger, gerade jungen Menschen während der beiden Aktionswochen in Baunatal ein Grundverständnis von Demokratie zu vermitteln. „Ich freue mich, dass dazu auch das Rathaus jeden Tag von vielen Kindern und Jugendlichen besucht wird“, sagte er. Sein Dank gilt allen Akteurinnen und Akteuren der Baunataler Bildungslandschaft, die mit ihren Angeboten und Projekten zu demokratischer Bildung beitragen. Anschließend begrüßte Bettina Pauli im Namen des Bildungsforums die Anwesenden - darunter Vertreterinnen und Vertreter der teilnehmenden Einrichtungen sowie Magistratsmitglieder, Stadtverordnete und Stadtverordnetenvorsteher Reiner Heine - und stellte die einzelnen Stationen des „Demokratie-Labors“ vor. „Es geht dabei immer auch darum, miteinander ins Gespräch zu kommen“, erläuterte sie.

Das kamen dann auch viele der anwesenden Gäste während der Diskussion, die sich an den Vortrag von Christopher Vogel vom Mobilen Beratungsteam gegen Rassismus und Rechtsextremismus Hessen e.V. zum Thema Demokratie anschloss. Der Referent hatte zuvor vor allem das Erstarken der Parteien aus dem rechten Spektrum - nicht nur in Deutschland - und die Frage, wie es dazu kommen konnte, in den Fokus seiner Ausführungen gestellt. Er verwies zunächst auf die große Bandbreite Demonstrierender, die in diesen Tagen auf die Straßen gehen. Das seien eben nicht die ,üblichen Verdächtigen‘, sondern bilde eine Vielfalt gesellschaftlicher Gruppierungen ab. „Dabei werden auch unterschiedliche Meinungen ausgedrückt, manchmal gibt es auch Streitigkeiten - wir erleben das, was Demokratie ausmacht“, stellte er fest.

In der Stadtbücherei gibt es während der Aktionswochen eine Ausstellung mit Büchern rund um das Thema Demokratie. 
In der Stadtbücherei gibt es während der Aktionswochen eine Ausstellung mit Büchern rund um das Thema Demokratie.

Auffällig sei, dass sich die Altersstruktur der Wähler geändert habe, die auf dem Wahlzettel die rechtspopulistischen Parteien ankreuzen, bemerkte Christopher Vogel: „Darunter sind jetzt immer mehr junge Leute, da hat sich in den letzten Jahren ein Wandel vollzogen.“ Das habe beispielsweise die Auswertung der „Juniorenwahl“ in der EKS gezeigt. Wenn man mit Jugendlichen darüber spreche, würden vor allem zwei Faktoren für deren Wahlverhalten genannt: Die schwierigen Coronajahre und Social Media, vor allem die Plattform TikTok, wo sich junge Leute ihre oftmals rechtspopulistisch gefärbten Informationen holen. Um dem entgegenzusteuern, sei es u.a. wichtig die Medienkompetenz zu stärken, betonte Christopher Vogel. Mit Verweis auf das für die Rechtspopulisten positive Wahlergebnis sagte er, „die Hessen-Wahl im Oktober 2023 war ein schwarzer Tag“.

In der anschließenden Diskussion an den Vortrag wies u.a. Frank Grasmeier vom Stadtteilzentrum im Wohngebiet Baunsberg darauf hin, dass Einrichtungen wie das Stadtteilzentrum mit ihren Angeboten und Aktionen in den Bereichen Integration und Demokratieverständnis sehr viel leisten würden. „Aber wir können damit nicht alle Menschen erreichen“, sagte er.

Am 13. und 15. Februar 2024 haben zwei Seminare zur demokratischen Gesprächsführung und Diskussionskultur stattgefunden mit Jugendlichen aus der THS, die gerne noch besser argumentieren und ihre Meinung vertreten möchten. Der Meinungsaustausch muss organisiert werden, dazu spielt auch die Schulöffentlichkeit eine wichtige Rolle im Leben der jungen Leute. Zunächst waren die jüngeren Jahrgänge 5 bis 7 da, am zweiten Tag die Jugendlichen aus den Jahrgängen 8 bis 10. Geübt wurde argumentieren und dabei fair und sozial kompetent miteinander umzugehen. Für einen demokratischen Umgang miteinander im Alltag, auch in der Schule, unerlässlich!